Wer ist Jesus?

Evangelium

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Wer ist dieser Jesus?, fragt Johannes der Täufer, und diese Frage treibt die Menschen seitdem um. Ist er wirklich der, den die jüdische Verheißung so sehnsüchtig erwartet? Ist er der König, der kommen soll, um endlich Frieden in die Welt zu bringen? Der alle Hoffnungen erfüllt, der die „Herrlichkeit Gottes“ anbrechen lässt und über den „die Wüste und das trockene Land jubeln“, wie es bei Jesaja heißt. Der Messias? „Oder sollen wir auf einen anderen warten?“ fragt Johannes, und das fragten sich durch die Geschichte immer wieder die Menschen.

Wir alle wissen, wie die letzten 2000 Jahren verlaufen sind: vom endgültigen Frieden keine Spur; all die Erwartungen und Verheißungen, die so viele Menschen hatten, wohl kaum erfüllt. Und dann noch die Kirche mit ihren Skandalen und ihrem Versagen! Da liegt es doch nahe zu fragen: Sollen wir nicht lieber auf einen anderen warten? Sollen wir nicht lieber einem anderen vertrauen, der unsere Hoffnungen besser erfüllt?

Wer ist dieser Jesus – für uns heute – für mich?

Johannes bekam nicht die gewünschte Antwort. Jesus sagte nicht: Ja, ich bin der Messias; euer Warten hat ein Ende; ihr habt gefunden, wonach ihr sucht. Das hätte ihm sowieso niemand geglaubt, und das würden die Menschen heute noch viel weniger glauben, wo er doch in den Augen vieler komplett gescheitert ist, keine Karriere gemacht hat, nicht mit Pauken und Trompeten als König alle Gegner besiegt hat. Nein! Jesus sagt: Berichtet, was ihr hört und seht: „Blinde sehen …, Aussätzige werden rein …, den Armen wird die frohe Botschaft verkündet“. Daran sollen wir ihn erkennen, nicht an den tollen Titeln, die er hat, und den Schlagzeilen, die er macht. Denn Jesus ist kein Superheld. Er ist auch nicht einer der „maßgebenden Menschen“ mit dem überzeugenden ethischen Konzept, mit dem wir dann den Planeten retten können. Er ist auch kein Zauberer, der Tricks auf Lager hat und ganz am Schluss das Böse besiegt und die Wahrheit aufdeckt. Nein! Jesus hat es schon besiegt – von Anfang an, und er ist die Wahrheit. Er ist die Hoffnung und das Leben. Die frohe Botschaft, die er bringt, ist also keine Wundergeschichte, die den Menschen Mut machen soll, endlich korrekt zu handeln. Das kann man auch ohne ihn. Die frohe Botschaft ist er selbst. Er! Wahrer Mensch und wahrer Gott. Wenn es heute heißt: „Gaudete, Freut euch!“, dann, weil er es ist, der uns Menschen endgültig Heil und Rettung bringt; jeder und jedem von uns – ohne Ausnahme.

Wir müssen nur die Mauern unserer Herzen öffnen und ihn selbst einziehen lassen in unser Leben. Das ist Advent: Ihm unser Herz zu öffnen und ihm entgegenzugehen, damit wir spüren: Er ist wirklich unsere Rettung und unser Heil. Und zu sehen und zu hören, was passiert: „Blinde sehen …, Aussätzige werden rein …, den Armen wird die frohe Botschaft verkündet.“ Dass Menschen, die diesen Jesus in ihr Leben lassen, also heil werden, glücklich werden; und letztlich: dass sie spüren, dass sie geliebt sind, angenommen sind. Du bist ein geliebter Mensch, auch wenn dir alle Welt tagtäglich etwas anderes erzählen mag.

Du bist es, und du brauchst keine feine Kleinung und musst nicht in den Palästen der Könige wohnen, um geliebt zu sein. Du bist geliebt. Das ist Jesu Botschaft für jede und jeden von uns. Und das verändert unser Leben. Denn alles Böse, alles Schlechte geschieht doch nur aus der Angst, nicht genug geliebt zu sein; nicht wertgeschätzt zu sein; nicht groß genug zu sein. Nein! Jesus sagt uns: Auch Deine Angst vergeht, auch Dir bringe ich eine frohe Botschaft. Auch Du bist geliebt. Gerade Du.

(Predigt am 3. Adventssonntag A, 11.12.2022, in Maria Gnaden, Berlin-Hermsdorf.)

Foto: privat

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