Diakon sein …

 

… nicht mehr und nicht weniger!

Warum ist heute jemand Diakon in der katholischen Kirche?“ Das werde ich oft gefragt, und die Antwort darauf könnte ganz einfach sein: „Weil Gott einen ruft.“ Das wäre sicher die beste Antwort, und letztlich ist sie wohl auch richtig. Aber da auch mir die genauen Pläne Gottes nicht bekannt sind, kann ich für mich selbst immer nur antworten: „Weil es für mich der Dienst ist, den ich in meiner Kirche leisten will.

Ich bin Anfang 60, verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Ich habe einen Beruf, der mich erfüllt und gut beschäftigt und der sich derzeit vornehmlich um die Förderung von Erwachsenenbildung dreht. Neben diesem Zivilberuf habe ich dann gemeinsam mit fünf Mitbrüdern seit 2015 im Fernkurs Theologie studiert und ein Jahr lang in einem Pastoralpraktikum Erfahrungen in Berliner Pfarreien gesammelt. 2019 erfolgte die Ordination (Weihe) durch Erzbischof Dr. Heiner Koch zum Diakon.

Was denn ein Diakon eigentlich sei und was der so mache, werde ich genauso oft gefragt. Auch darauf ist die Antwort ganz einfach: Ein Diakon ist ein Diener; das ist die wörtliche Übersetzung des griechischen Wortes ‘diakonos’ ins Deutsche. Schon im Neuen Testament der Bibel werden die ersten „Diakone“ der jungen Kirche genannt (vgl. Apg 6,1 ff.). Sie waren Helfer der Apostel, und von Anfang an haben sie – in den ersten Jahrhunderten auch Frauen – sich zu allererst um die Armen und Notleidenden gekümmert. Im Lauf der römischen Kirchengeschichte wurde das Amt der Diakone dann zur bloßen Durchgangsstufe hin zum Priesteramt. Das II. Vatikanische Konzil hat aber 1965 entschieden, dass es in unserer Kirche auch wieder solche Männer geben soll, die permanent Diakon bleiben, so wie das in den Ostkirchen schon immer der Fall war; man nennt sie deshalb ‚Ständige Diakone’. Sie können auch verheiratet sein und eben einen Zivilberuf haben. Diakone helfen den Bischöfen und Priestern, indem sie in den Gemeinden und an anderen Orten Seelsorgedienste übernehmen: Sie verkünden das Evangelium, überbringen die Kommunion, spenden die Taufe, feiern Eheschließungen, übernehmen Begräbnisfeiern, und sie predigen und leiten Gottesdienste; außer den Eucharistiefeiern natürlich! Dort assistieren sie den Bischöfen und Priestern.

Vor allem anderen aber sind Diakone für eines da: die Menschen immer und überall spüren zu lassen, dass Jesus selbst für sie „der Diener aller“ geworden ist. Denn der erste “Diakon” war Jesus selbst.

Meine Familie und ich leben in einer Pfarrei, die den Heiligen Franziskus als Patron hat. Das verstehe ich ganz programmatisch: Franz von Assisi wollte nichts anderes sein als ein Diener der Armen. Genau das aber sollte auch unser Auftrag als Kirche in der heutigen Welt sein. Nur eine Kirche, die den Menschen DIENT, dient überhaupt zu etwas. Das ist letztlich auch der Grund, warum ich Diakon geworden bin.

Denn einer zu sein, der anderen hilft – und zwar vor allem denjenigen an den gesellschaftlichen Rändern – , die befreiende Botschaft der Liebe Jesu zu spüren, der also dabei hilft, diese dienende Kirche zu ihnen zu bringen, und dessen Sorge es ist, dass Menschen in Not in dieser Kirche nicht vergessen werden: das ist der Auftrag und das Amt, zu dem die Diakone da sind. Für mich drückt sich Christ sein – außer darin, Gott zu ehren – vor allem und zu allererst in der Sorge für Arme, Kranke, Notleidende und Fremde aus, für die Würde und Freiheit jedes einzelnen Menschen, egal wer sie oder er auch sein mögen. Papst Franziskus hat das in seinen Worten einmal so gesagt: Es geht einfach darum, ob du bereit bist, hinauszugehen und die schmutzige Hand zu halten und den Notleidenden in die Augen zu schauen und zu denken: Für mich bist du Jesus.

Ständiger Diakon zu sein ist also nicht etwa ein Sonntagshobby, das man in seiner Freizeit neben anderem auch noch hat, sondern es ist eine Art, sein Leben zu führen und Jesus nachzufolgen, um Menschen seine Liebe spüren zu lassen. Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, dass das mein Weg der Nachfolge ist. Genau dazu bin ich Diakon.