Heute vor 485 Jahren wurde auf Befehl des englischen Königs Heinrich VIII. der Kardinal John Fisher hingerichtet, wenige Tage später sein Landsmann, der ehemalige Lordkanzler Sir Thomas More. Beide wurden 1935 von Pius XI. heiliggesprochen, und da in unserer Kirche ein Kardinal sicher höherrangig ist als ein Politiker, hat man den Todestag Fishers zu beider Gedenktag gemacht. Beide werden als Märtyrer verehrt, denn beide starben für den Glauben der Kirche, indem sie sich dem Willen Heinrichs VIII. widersetzten, sich selbst zum Oberhaupt dieser Kirche zu machen, weswegen bis heute die britischen Monarchen noch immer Oberhaupt der englischen Staatskirche sind.
Im Evangelium zum heutigen Gedenktag hören wir, dass Jesus von sich selbst sagt: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Mt 10, 34) Wie sehr hat sich dieses Wort doch bewahrheitet, wenn man bedenkt, wie viel Leid die Religionskriege nicht nur über England, sondern über ganz Europa und darüber hinaus gebracht haben. Abertausende starben, weil sie in reformierten Gegenden katholisch geblieben waren und umgekehrt. Neben allen politischen und wirtschaftlichen Interessen der damals Mächtigen waren die massiven Gegensätze in den Glaubensüberzeugungen für lange Zeit Grund genug, Angehörige der jeweils anderen Konfessionen bis aufs Blut zu hassen. Immer unter der Behauptung, man selbst vertrete den einzig richtigen Glauben!
Thomas More, den Johannes Paul II. im Jahr 2000 auch zum Schutzpatron für die Regierenden und Politiker ausgerufen hat, wurde zu seinen Lebzeiten ein großer Sinn für Humor attestiert, den er sogar im Kerker nicht verloren habe. Wohl deshalb wird ihm, obwohl es von jemand anderem stammt, immer wieder das folgende Gebet zugeschrieben, das eines meiner Lieblingsgebete ist:
„Schenke mir eine gute Verdauung, Herr,
und auch etwas zum Verdauen!
Schenke mir Gesundheit des Leibes,
mit dem nötigen Sinn dafür,
ihn möglichst gut zu erhalten.
Schenke mir eine heilige Seele, Herr,
die das im Auge behält,
was gut ist und rein ist,
damit sie im Anblick der Sünder
nicht erschrecke, sondern
das Mittel finde,
die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
Schenke mir eine Seele,
der die Langeweile nicht fremd ist,
die kein Murren kennt
und kein Seufzen und Klagen,
und lass nicht zu,
dass ich mir allzu viel Sorgen mache
um dieses sich breit machende Etwas,
das sich „Ich“ nennt.
Herr, schenke mir Sinn für Humor,
gib mir die Gnade,
einen Scherz zu verstehen,
damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile. Amen.“
(vgl. Gotteslob, 1975, S. 35)
(Bild: Thomas More von Hans Holbein d. J., 1527, ©️ Public Domain)