Auf Jesus hören!

 

Lesungen und Evangelium 


Das, was wir hier im Evangelium hören, klingt für uns heute doch sehr befremdlich: Die Verklärung des Herrn, dass sein Gesicht strahlend weiß wird und die Propheten, Mose und Elija, erscheinen; dann die stammelnden Worte des Petrus, der nicht so recht zu wissen scheint, was er sagen soll. Aber auch in den Lesungen zuvor: Da ist von Abrams Opfer die Rede, den Tieren, die geopfert werden, dem Feuer, dem Rauch, der zum Herrn dringt. Und dann ist da von Abrams Sehnsucht die Rede, dass er und sein Volk eine Heimat finden und sie das Land, in das sie kommen, wirklich für sich besitzen. Und bei Paulus schließlich heißt es dann, dass unsere Heimat eben nicht hier ist, sondern im Himmel. Das alles klingt merkwürdig fern; fremd für heutige Ohren.

All diese Texte aber eint im Grunde, dass sie nichts anderes wiedergeben als die Vielfalt von Glaubenserfahrungen. Dass da immer Menschen sind, die Gott vertrauen, wirklich vertrauen, und die ihr Leben bauen auf das, was sie glauben. Menschen, die auf Gott hören; in den Bräuchen der damaligen Zeit natürlich und in der Sprache, die ihnen zur Verfügung stand, aber die genau diese Erfahrung des Hörens auf Gott wiedergeben. Auf das, was er ihnen sagt. Und schlussendlich sagt Gott all diesen Glaubenden ebenso wie uns heute: „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“ Wie schon bei der Taufe im Jordan. „Dieser ist mein geliebter Sohn“ (vgl. Mt 3,17) Das heißt doch nichts anderes als: Jesus zeigt uns Gott genau so, wie er ist.

Denn im Grunde wüssten wir ohne Jesus nichts über Gott. Auch wenn wir Menschen rein philosophisch, also allein mit unserem Verstand, uns die Frage nach Gott stellen können, also die Frage, wer Gott ist und ob Gott überhaupt ist, Antworten, wie dieser Gott ist, was er tut und was er für uns tut, finden wir allein mit unseren Verstandesmitteln nicht. Ohne Jesus wüssten wir nicht viel von Gott.

Wir wüssten zwar zumindest das, was in den Schriften vor ihm bereits geoffenbart wurde, dem Abraham zum Beispiel. Wir haben es eben gehört. Aber erst Jesus ist Gottes endgültiges Wort; die Antwort auf all unsere Fragen nach Gott. In Jesus erscheint uns Gott genau so, wie er ist. Und das drückt im Bild auch die Verklärung aus.

Und der Petrus? Der ist eigentlich genauso wie wir: Meistens eingeschlafen und wenn nicht, dann einfach mal irgend was daherredend; wird schon irgendwie passen. Aber ihm wie uns wird gesagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“ Damit ist eigentlich alles gesagt: Auf Jesus hören! Punkt! „Was er euch sagt, das tut“, sagt die Gottesmutter in Kana (vgl. Joh 2,5). Und was sagt uns Jesus? Jedenfalls nicht, dass wir uns hier irdische Schätze und Imperien verschaffen sollen. Das gilt für die Jünger damals wie für uns heute. Das gilt genauso auch für die Kirche. Wie oft hatte die Kirche genau das im Sinn, was der Apostel Paulus hier beklagt? Jesus sagt ja nicht: Schafft euch eine Struktur, in der ihr möglichst Macht entfalten könnt; einen besonderen Status habt und wichtige Player in der bürgerlichen Welt seid. Christus hat uns nur ein Gebot gegeben, ein „neues Gebot“, wie er sagt: „Liebt einander!“ (vgl. Joh 15,17). Denn: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner“, heißt es bei Johannes dann (1 Joh 4, 20).

Das aber darf dann kein nettes Bibelzitat bleiben und keine abstrakte ethische Forderung. Es muss unseren Alltag bestimmen. Als Kirche wie als einzelne! Ganz handfest; wie wir miteinander umgehen; wie wir über die Anderen denken; über andere reden; und wie wir uns für die Schwachen, für die Opfer einsetzen. Und wie oft halten wir uns selbst für besser als andere. Und dann aber auch: Wie wir uns als Kirche organisieren; wie wir in ihr Macht ausüben; ob wir eine Wagenburgmentalität haben und zuerst die Institution schützen, uns selbst, die Lehre, die Macht oder wir für die Anderen da sind, die Schwachen, die Leidenden. „Liebt einander!“, das ist Jesu Gebot. Sonst nichts. Hören wir auf ihn!

(Predigt zum 2. Fastensonntag, 13.3.2022, in St. Hildegard, Berlin-Frohnau)

Bild: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Sdelpiombo1.jpg

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