„Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ (Lk 5, 5) Was für eine frustrierende Erfahrung muss das gewesen sein, die Petrus und die Fischer da gemacht haben. Aber Jesu sagt einfach nur: „Fahrt hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus.“, und Petrus tut es: „Auf Dein Wort hin!“ Nur, weil Du es uns sagst. Was für ein Vertrauen in Jesus und sein Wort!
Wie oft geht es uns selbst so, dass wir frustrierende Erfahrungen machen? Wir geben uns Mühe; wir strengen uns an. Wir setzen all unsere Kraft ein, und doch bleibt der Erfolg aus. Wir erreichen einfach nicht, was wir uns so sehr wünschen. Vielleicht in unserer Arbeit, in unserer Familie, in den Beziehungen mit unseren Mitmenschen. Wie gut ist es dann, einfach ein gutes Wort zu hören; ein Wort, das ermutigt und aufbaut; von jemand, der sich uns zuwendet, und allein durch sein Wort schon hilft, und dadurch, dass er uns zuhört. Denn dieses Wort, das hilft, kann man sich nicht selbst sagen.
So ist es auch mit dem Evangelium: Man kann es sich nicht selbst sagen. Ev-Angelium, gute Botschaft, muss einem gesagt werden. Wort des Guten oder der Güte, die Jesus selbst ist. Er spricht uns dieses Wort, das wirkt, zu.
Und in unserem im Alltag? Wie viele Menschen suchen z. B. einen Arbeitsplatz oder eine Wohnung? Wie viele Paare wünschen sich sehnlichst, Kinder zu bekommen? Wie viele Menschen wollen von unguten Beziehungen loskommen oder von Süchten, und der Erfolg bleibt aus. Wir alle kennen doch unzählige Beispiele, wo Menschen sich so große Mühe geben und immer wieder frustriert werden. Oder in der Kirche: Wie viele Gemeinden strengen sich an, endlich attraktiv zu werden? Wie viele Geistliche schuften jeden Tag? Und es werden immer weniger, die kommen, und immer mehr treten aus. Wie viele Großeltern setzen alles daran, dass ihre Kinder und Enkel zum Glauben finden? Und Gebete scheinen nicht erhört zu werden? Und von den Gebeten in schwerer Krankheit will ich gar nicht reden! „Auf Dein Wort hin“ sollen wir es weiter tun; sollen wir uns weiter einsetzen. Das braucht Vertrauen in sein Wort; Vertrauen, dass er bei uns ist; auch heute, hier und jetzt, und uns unseren Weg führt. Dieses Vertrauen heute aufzubringen ist schwer – ohne Zweifel.
Aber wir alle sind dazu berufen – ausnahmslos. Nicht nur diejenigen, die zu einem kirchlichen Dienst ordiniert sind, die geweiht sind. Wir alle können und wir sollen (für andere u. für uns selbst) „Pilger der Hoffnung“ werden. Das ist ja das Motto des Heiligen Jahres 2025.
Ich war letzte Woche in Rom, und dort habe ich genau diese Erfahrung wieder gemacht. Als mir Menschen begegnet sind, ganz normale, gewöhnliche Mitmenschen, die einem durch das, was sie sagen und tun solche Hoffnung schenken.
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- Eine junge Frau, die Touristen durch Rom führt und ihnen nicht nur die Sehenswürdigkeiten erklärt, sondern so viel an Wärme schenkt, dass sie gestärkt in der Hoffnung ihren weiteren Lebensweg gehen.
- Ein alter Franziskaner, der selbst schon sehr schwach ist und in Trastevere Notleidende in seine Kirche aufnimmt, und ihnen nicht nur Obdach und Essen gibt, sondern sich neben sie setzt und zuhört und Hoffnung gibt.
- Oder denken Sie an Andrea Riccardi und die Gemeinschaft Sant’Egidio, die Migranten aufnehmen, ihnen Schulbildung ermöglichen und einen Job besorgen.
Wenn Sie solchen Menschen begegnen, spüren Sie, was Berufung heißt. Mir ging es so. Wie hieß es in der Lesung bei Jesaja? Der Herr sprach: „Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen? Ich sagte: Hier bin ich, sende mich!“
Paulus sagt: Mich? Den geringsten unter den Berufenen? Ja mich! Egal wie schwach ich auch bin, wie unfähig ich mir so oft vorkomme. Der Herr sendet jede und jeden von uns – ausnahmslos – auf die je eigene Weise, den Mitmenschen sein Wort zu sagen, seine Hoffnung zu bringen, Boten seiner Liebe zu sein.
In Rom ist es im Februar noch nicht so voll wie sonst im Jahr, und die Menschen sind entspannter als im Sommer, wo es heiß ist und über die Maßen voll mit Touristen. So kommt man auch leichter ins Gespräch, und weil Heiliges Jahr ist, trifft man Menschen aus allen Teilen der Welt. Ich habe Leute aus Malaysia kennengelernt, ganz normale Leute, und habe gemerkt: die haben ganz genau die gleichen Probleme in ihren Gemeinden wie wir hier. Und die haben auch die gleichen politischen Sorgen. Und diese ganz normalen Leute haben ein solches Vertrauen in Jesu Wort ausgestrahlt und eine solche Hoffnung, dass ich mir doch ziemlich so wie Paulus hier im Korintherbrief vorgekommen bin: Der Geringste unter den Berufenen, und doch allein aus Gottes Gnade auf Hoffnung hin gerettet und berufen. Das sind wir. Wir alle!
Genau deshalb können wir auch die Angst um selbst überwinden; und hoffnungsvoll sein, und brauchen uns nicht zu fürchten, weil er uns unseren Weg mitgeht und uns entgegenkommt und uns sagt: „Fahr hinaus, wo es tief ist!“ Das mag zwar nicht ganz einfach sein; und manchmal auch beängstigend, ja! Aber er ist da. Er lässt uns nicht im Stich.
(Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis C am 8.2.2025 in St. Hildegard, Berlin-Frohnau)
Bild: St. Peter im Vatikan am Abend (Foto: privat)