Christus der König

Evangelium

Das Christkönigsfest feiert die Kirche erst seit knapp 100 Jahren. Im Heiligen Jahr 1925, es war die 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nicäa, verfügte Papst Pius XI. die Einführung des Festes für die ganze Kirche als „Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs der Welt“, und er verband einen sehr hohen Anspruch damit, nämlich damit den Missständen seiner Zeit zu begegnen, sowohl im persönlichen Lebenswandel als auch im öffentl. Leben, unter den Staaten, wie er es in der Verkündigungsbulle schrieb. „Denn es werde aber auch nie eine sichere Hoffnung auf dauerhaften Frieden unter den Völkern geben, solange die einzelnen Menschen und die Staaten die Herrschaft Unseres Erlösers verleugnen und zurückweisen.“ (Pius XI.)

Für Pius XI. verband sich damit die Hoffnung, nach den Umbrüchen, den Verwerfungen und Erschütterungen, die der Erste Weltkrieg und die Revolutionen in seiner Folge gebracht haben, wieder Stabilität und Ordnung herzustellen. Insbesondere die Revolution in Russland und die Abschaffung der Monarchie in so vielen europäischen Staaten machte dem Papst Sorgen, wie er selbst schrieb. Aus heutiger Sicht muss man natürlich sagen, dass der Papst auch Sorge um sich selbst hatte, um seinen Machtanspruch, seine Anerkennung unter den Staaten und Staatsführern. Pius XI. stand noch am Anfang seines Pontifikats. Der Kirchenstaat war erst wenige Jahre zuvor durch die Bildung Italiens zusammengebrochen. Der Papst hatte so gut wie keine weltliche Macht mehr. Die sog. Römische Frage, also was dem Papst in Rom gehörte und was Italien, war noch nicht geklärt; erst 1929 wurde dann durch die Lateranverträge mit Mussolini die Vatikanstadt als Staat anerkannt. In aller Welt waren Monarchen in Frage gestellt. Die Demokratie als Staatsform begann sich durchzusetzen. Überhaupt gab es einen enormen Modernisierungsschub. So war Pius XI. zum Beispiel auch war der erste Papst, der sich über Radio an die Welt wandte.

So gab es auch in der Kirche immer mehr Fragen, inwieweit die Moderne, die Demokratie, die Menschenrechte Geltung haben sollten, und der Kampf gegen den sog. Modernismus drohte die Kirche wirklich zu spalten; das hielt letztlich bis zum II. Vatikanischen Konzil an.

In diese Zeit verkündet Pius XI. die Einführung des Christkönigsfests. Letztlich nicht als Neu-Erfindung, keineswegs! Denn dass Christus für uns der König ist, der Herrscher der Welt, des Weltalls, wie es wörtlich hieß, das war für die Christen schon von Beginn an klar. Er ist Anfang und Ziel von allem, was ist. „das A und O der Welten“, wie wir im Christkönigslied (Gotteslob, Nr. 375) heißt.

Wir Christen glauben: Er ist nicht nur der Ursprung von allem, weil er von Anfang an bei Gott war: das Wort, das im Anfang bei Gott war und durch das alles erschaffen ist, wie es im Prolog des Johanneseangeliums heißt. Er ist auch das Ziel, auf das alles zuläuft. Teilhard de Chardin nannte Christus den Punkt Omega, das Ziel des Universums, von allem, was ist.

Auch wir selbst mit unserem Leben: Wir haben unser Ziel in Jesus Christus. Unser Leben endet nicht im Nichts, so glauben wir, sondern in Christus. Er erwartet uns am Ende aller Zeit.

Und bis dahin? Wir haben es eben im Evangelium gehört. Es kommt darauf an, was wir in unserem Leben tun. Denn mit unserem Tun stellen wir die Weichen für unser Leben, für das Leben von anderen; heute und bis hin in die Ewigkeit.

Es kommt darauf an, ob wir Not sehen und Gutes tun, oder ob wir wegschauen und nicht Gutes tun.

Deshalb ist Christus kein König, wie ihn die Welt kennt. Er dreht alles um. „Er ist der Gegenentwurf zu allen weltlichen Despoten und Tyrannen. Nächsten- und Feindesliebe sind seine Antwort auf Krieg und Terror – und unsere Zuversicht“, wie Erzbischof Dr. Heiner Koch es gesagt hat. Und beim Gericht am Ende der Zeit werde ich wohl nur eins gefragt werden: „Was hast du getan? Hast Du genug geliebt.“ Denn letztlich, so hören wir es heute im Evangelium, zählt allein die Liebe.

Wo haben wir Dich gesehen und nichts getan, fragen die Menschen Jesus. Und der antwortet: „Was ihr den geringsten meiner Brüder, und Schwestern, müssen wir ergänzen, nicht getan habt, habt ihr mir nicht getan.

Nur die Liebe zählt!

Hier wird ja ein Bild von Himmel und Hölle gezeichnet. Sie kennen bestimmt die Selle in Dostojewskis „Brüder Karamasow“, wo Iwan den Starzen fragt, was denn die Hölle sei. (Für mich eines der schönsten Stücke Weltliteratur!) Und der heilige Mann antwortet: Die Hölle, das ist, wenn Du am Ende Deines Lebens erkennst, dass Du nicht genug geliebt hast. Und Du weißt, jetzt, wo Du stirbst, kannst Du es nie mehr ändern. Du kannst die Liebe nicht nachholen. Das ist die Hölle. Das beschreibt dieses Bild von den Böcken und Schafen. Christus sagt: Die Liebe, die ihr den geringsten zeigt, die zeigt ihr mir.

Das Christkönigsfest hält uns vor Augen: Nur die Liebe zählt.

 

(Predigt in der Wort-Gottes-Feier zum Christkönigsfest am 25.11.2023 in St. Hildegard, Berlin-Frohnau)

Bild: priv.

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