Stephanus – der erste Diakon

Evangelium

Stephanus – der erste Märtyrer für den Glauben an Jesus, der erste Diakon auch, wenn wir die Apostelgeschichte so verstehen wollen. Schon seit frühster Zeit für die Kirche von größter Bedeutung. Seit 415 werden seine Reliquien in Rom verehrt. Aber über den historischen Stephanus wissen wir eigentlich gar nichts. Alles, was wir haben, sind die Stellen hier im Neuen Testament. Allein darauf stützten wir uns, wenn wir heute, wie jedes Jahr an Weihnachten, Stephanus‘ gedenken. Wir stützen uns auf diese Glaubenszeugnisse der frühen Christen. Das sind keine historischen Berichte. Es sind Beschreibungen, Erzählungen, was uns der Glaube sagen kann, wohin er uns führen kann, und dann haben die Aussagen über Stephanus Bedeutung auch für uns, für unser Leben, wie wir als Christen leben sollen und wie wir als Christen leben können. Das heißt nicht, dass wir alle dem Martyrium entgegengehen sollen, für unseren Glauben sterben; Gott sei Dank kommen heute hier bei uns die Wenigsten in solche Situationen. In anderen Teilen der Welt sieht das schon anders aus. Und deshalb denken wir gerade heute auch an die verfolgten Christinnen und Christen.

Aber was kann uns das, was hier über Stephanus gesagt wird, für unser Leben sagen?

Ich wäre ja versucht zu sagen: Dass wir alle – wie Stephanus – Diakon werden sollten. Ich meine damit gar nicht allein das Amt „Diakon“. Ich meine das, was Diakone ausmacht. Also Menschen zu sein, die zunächst einmal nichts Anderes wollen als das, was Stephanus wollte: nämlich Christus nachfolgen, an die frohe Botschaft glauben; das eigene Leben daran ausrichten, dass wir geliebte Kinder Gottes sind und diese Liebe, die wir gerade an Weihnachten erfahren, auch anderen weitergeben.

So, wie es Mutter Theresa gesagt hat: „Jedes Mal, wenn wir Gott durch uns hindurch andere Menschen lieben lassen, ist Weihnachten.“

Die Freude, geliebte Kinder zu sein und zu wissen: Du bist nicht allein; Christus ist für Dich geboren, und dies andere spüren zu lassen. Dass wir so wie Stephanus Diener sind; anderen dienen, indem wir ihnen diese Freude zeigen, sie die Zärtlichkeit Gottes spüren lassen, wie Papst Franziskus sagt. Das macht Diakone aus.

Nicht „Verwalter des Glaubens“ zu sein – so wie manche auch heute noch – den Auftrag der Kirche sehen, sondern Diener der Freude, so wie der Herr selbst zum Diener aller geworden ist. Und so Kirche sein. Denn „Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“ (Dietrich Bonhoeffer). Daran sollen die Diakone erinnern. Und daran erinnert uns Stephanus. Er ist „ein Abbild des dienenden Christus“, damit die Welt spürt: Diese diakonische Kirche dient zu etwas; sie ist auch heute noch zu etwas da.

Bei all den Fehlern, Mängeln und Schrecklichkeiten, die den Kirchen eigen sind, sind sie doch zu etwas gut: nämlich wie Stephanus „den Himmel offen zu sehen“ für die Menschen; sie aus der Macht der Angst um sich selbst zu befreien; ihnen diese Hoffnung zu geben, diese Freude; ganz egal, wer sie sind und wie sie leben.

Papst Franziskus sagte heute vor drei Jahren über Stephanus:

Er ist der erste … in einer Schar von Brüdern und Schwestern, die die Finsternis noch immer mit ihrem Licht erhellen: Menschen, die Böses mit Guten vergelten, nicht der Gewalt und der Lüge nachgeben, sondern die Spirale des Hasses mit der Sanftmut der Liebe durchbrechen,“ … „Dem heiligen Stephanus hat man Steine des Hasses entgegen geschleudert, doch seine Antwort waren Worte der Vergebung. Und damit hat er die Geschichte verändert. … Er hat sogar jenen vergeben, die – nachdem er fälschlich angeklagt und zum Tod verurteilt worden ist – „mit seiner Ermordung einverstanden waren“. Darunter auch Saulus, der Mann, der später der Apostel Paulus werden sollte:

Denn „dass aus Saulus Paulus wurde, … geschah durch die Vergebung des Stephanus: Das ist der Same seiner Bekehrung. Und das ist auch der Beweis dafür, dass Gesten der Liebe die Geschichte sehr wohl verändern: selbst kleine, versteckte, alltägliche Gesten. Denn Gott leitet die Geschichte durch den demütigen Mut derer, die beten, lieben und vergeben,“ so der Papst 2020 (vgl. https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-12/papst-franziskus-angelus-heilige-stephanus.html).

So kann Stephanus auch uns zum Vorbild werden, diakonisch zu leben; Zeugen der Liebe Jesu zu werden, in der Familie, in der Arbeit, hier in der Kirche.

Dass diese Hoffnung unseren Glauben trägt, das wünsche ich uns allen – gerade am Tag nach Weihnachten.

(Predigt zum Fest des Heiligen Stephanus, 26.12.2023, in Maria Gnaden, Berlin-Hermsdorf)

Bild: Public Domain https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stephanus#/media/Datei%3ASt-stephen.jpg

 

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