„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Ich glaube, mehr will Gott nicht von uns; und Jesus hat mit allem, was er tat, genau das gezeigt; und wir in den Kirchen – mit unseren vielen Moral- und Rechtsvorschriften – täten gut daran, uns genau darauf zu beschränken: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1 Kor 16,14).

Der Hl. Augustinus hat es noch kürzer gefasst. Der sagte: „Liebe – und tu, was Du willst!“ (vgl. PL 35, 2033). Was auch immer Du tust, tu es in Liebe! Denn es wird immer gut sein, wenn Du nur liebst, und wenn Du nicht liebst, kannst Du noch so perfekt sein, es wird letztlich nicht zum Gutem führen. Denn wer von der Liebe geleitet ist, ist von Gott geleitet, denn Gott ist Liebe. Nichts anderes!

Deshalb: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das steht im ersten Korintherbrief, in den Mahnungen, die Paulus seinen Gemeinden mit auf den Weg gibt. Doch wie oft handeln wir selbst, handeln wir als Gemeinden, handeln die Kirchen genau umgekehrt? Lieblos, unbarmherzig, selbstsüchtig, eitel, nur auf das eigene Wohl bedacht, auf den eigenen kleinen Vorteil!

Das heißt nicht, dass wir alle Menschen ausnahmslos lieben müssen. Das können wir gar nicht. Das steht da auch nicht. Hier geht es nicht um ein abstraktes Liebesgebot. Hier geht darum, was die Basis meines Lebens ist, das, worauf ich mein Leben baue, welche Grundhaltung mein Leben prägt. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Wenn ich Christus folgen will, dann muss Liebe, Barmherzigkeit, dieser Grund sein, die Basis meines Handels, nicht Egoismus und Selbstsucht, und dann gibt es letztlich auch nur eine wirkliche Sünde, die Gott vollständig widerspricht, nämlich Lieblosigkeit. Alles andere, was ich in meinem Leben an Schlechtem tue, ist die Folge der Lieblosigkeit.

Das hat sehr konkrete Folgen für mein Leben. Wie kann ich dann auf andere herabschauen; mich für besser halten, für klüger und anständiger? Wie kann ich dann denken, ich stehe höher als meine Mitmenschen, anstatt deren Schönheit, deren Anmut, deren Größe zu schätzen? Wie kann ich behaupten, die anderen folgten Christus aber weniger als ich? Und wie kann ich mich dann erdreisten, auf andere herabzusehen (gerade als Mitarbeiter der Kirche), und behaupten: Meine Kirche ist aber besser oder die einzig wahre?

Wenn wir Jesus folgen wollen, muss die Grundlage unseres Handelns immer die Liebe sein: die Liebe zu Gott, die Liebe zu unseren Mitmenschen, die Liebe zu mir selbst.

Oh, und ich weiß, wie schwer das ist! Aber auch, wenn es noch so schwer ist und wenn ich immer wieder damit scheitere: Es ist der einzige Weg, um frei zu werden, befreit aus der Macht der Angst um mich selbst. Diesen Weg zeigt uns Jesus, und diesen Weg wünsche ich allen für das Jahr 2024.

 

(Kurz-Predigt über die “Jahreslosung 2024” im Ökumenischen Jahresschlussgottesdienst, 31.12.2023, in der Evangelischen Apostel-Paulus-Kirche, Berlin-Hermsdorf)

Bild: privat

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